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Killer Kidz

14. November 2009

tviolchuinew

Ständig kriege ich in den Nachrichten vorgekaut, auf welch kranke Ideen die Jugend von heute kommt, wenn es um das experimentelle Misshandeln ihrer Mitmenschen geht. Keine Körperöffnung und kein Spielplatz sind mehr sicher vor unserer wild gewordenen Jugend. Ausgebildet an Killerspielen, durch die Hormone im Fast Food schon mehr Tier als Mensch, lassen sie sich immer neue Foltermethoden einfallen, um andere zu quälen. Sie zelebrieren den Sadismus.

Ich kann kaum mehr den Fernseher anschalten, ohne die neuesten Horrormeldungen über mit Wodka abgefüllte Siebenjährige, Vergewaltigungen und ausgeraubte Rentner ins Hirn gehämmert zu kriegen. Die Schulhöfe unserer Republik gleichen afrikanischen Bürgerkriegsgebieten, schon jeder Grundschüler ist bis an die Zähne bewaffnet und der Nachwuchs tauscht Gewaltvideos per Handy, als wären es Panini Bilder.

Endlich zahlt es sich aus, dass ich selber jede menschliche Regung in meinem Körper, jede Emotion, jegliche Form der Empathie, durch Dauerfernsehbestrahlung von frühester Kindheit an, vernichtet habe. Es interessiert mich einfach nicht mehr – höchstens noch auf einer theoretischen Ebene. Ich analysiere und dokumentiere mit klinischer Präzision und wissenschaftlicher Gelassenheit jeden Gewaltexzess von Flensburg bis Niederbayern und empfinde dabei absolut nichts, außer dem wohligen Gefühl des Voyeurs, der im Schutze seiner Wohnung auf das Elend der anderen blickt. Ab und zu schüttele ich meinen Kopf über die JUGENDVONHEUTE und manchmal schreie ich auch, dass ALLELEUTESPINNEN.

Dann lehne ich mich meistens in meinem Stuhl zurück, denke darüber nach, wie schlecht die anderen sind, was für ein guter Mensch ich doch bin und das die manchmal zynisch anmutende Berichterstattung der Medien, die von individuellem Leid angetrieben werden, wie Serienkiller von der Lust zu morden, doch gar nicht so schlimm ist. Am Ende des Tages führt sie mir doch vor Augen, dass es die anderen sind, die krank sind. Nicht ich. Ich gucke nur zu.